Meinung eines Betroffenen zum Artikel im Merkur vom 3.3.2023

„Am Jagdparcours wird wieder mehr geschossen“

von Wolfgang Hentschel am 4. März 2023

Zu meiner Person: geb. 1958, selbstständiger Handwerker, Jäger und Sportschütze.

Seit 35 Jahren bin ich gelegentlich Kunde des Jagdparcours Hattenhofen. Der im Artikel des Merkur thematisierte Streit betreffend Anwohner/ Jagdparcours ist meiner Meinung nach Ausdruck einer in jüngerer Zeit (15 – 20 Jahre) verstärkt zu beobachtenden Fehlentwicklung in Teilen unserer Gesellschaft. Oft werden Partikularinteressen, wie das eigene Ruhebedürfnis mit tatsächlich im Interesse der Öffentlichkeit stehenden Sachverhalten, wie Emissionsschutz, Immissionsschutz, Umweltverschmutzung etc., verbunden um diese besser Durchsetzen zu können. Wer aufmerksam Presseartikel der letzten Jahre diesbezüglich verfolgt hat, kann auf eine große Zahl ähnlicher Vorgänge verweisen. Aus meinem erweiterten persönlichen Umfeld sind mir Klagen gegen Stallgeruch durch Viehhaltung, Lärm durch Kirchenglocken und mehrerer Schießstände (inkl. der Bundeswehr), Bau von Kindergarten, Sportstätte und Asylantenunterkunft bekannt.

Ein relativ häufig wiederkehrendes Muster, welches sich auch im bayrischen Volksmund als „zuag’roasda geldiger Stodara“ niedergeschlagen hat scheint mir bei näherer Betrachtung erkennbar.

Hier mal der Versuch einer Übersetzung ins Hochdeutsch: Ein beruflich und finanziell gut situierter Stadtmensch baut/erwirbt eine Immobilie im ländlichen Raum und stellt spätestens bei deren Nutzung fest, dass es in seiner Nähe einen Misthaufen, Stall, Schießstand etc. gibt, der ihn stört. Die daraufhin folgenden Aktivitäten sind bekannt: Suche von Mitstreitern, rechtlichem Beistand und einer der Öffentlichkeit und den zuständigen Behörden einsichtige Argumentationskette. Auch Soziologen, also Wissenschaftler haben sich mit diesem „Trend“ und dem ihn vertretenden Personenkreis befasst. Sie haben für diese Bürger den Begriff „Nimbys“ geprägt (englisch für not in my back yard = nicht in meinem Garten). Alles ist gut, solange es einen selber nicht betrifft und man seine heilige Ruhe hat. Diese Menschen gab es schon immer, nur nicht in einer solchen Anzahl.

Meiner Meinung nach führt die gestiegene Anzahl selbiger und die Tendenz der Gerichte und Behörden ihnen Recht zu geben mittlerweile zu einer Einschränkung der Allgemeinheit in bestimmten Bereichen. Ob eine solche in der Causa Schießstand Hattenhofen vorliegt überlasse ich der Beurteilung des Lesers.